kleine Mühlengeschichte

Die Mühle zu Grumbach ist die erste Wassermühle im Verlauf der Wilden Sau und diente als Getreidemühle.
Wann die erste Mühle genau entstand lässt sich nicht mehr klären, vermutlich existierte sie aber schon zu Beginn des 14.Jhd. 1466 ist die Grumbacher Mühle erstmalig in einem Steuerregister nachweisbar.
Das 1733 errichtete Mühlengebäude brennt am 8.Mai 1902 ab.

Im Sommer 1902 wird ein Neubau von Mühle mit Bäckerei ausgeführt, das Kerngebäude der heutigen Mühle ist damit entstanden. 1906 erwirbt Gustav Max Sparmann die Mühle, damit beginnt eine fast 100jährige Familientradition und eine Phase des Aufbaus und der Weiterentwicklung. Die Mühle nennt sich nun selbstbewußt Sparmannmühle, unter diesem Namen ist sie auch heute noch vielen geläufig, aus der Vergangenheit sind andere besondere Mühlennamen nicht bekannt.
1911 entstand ein Anbau für Kohlen- und Maschienenräume im hinteren Teil des Grundstücks.

Da der Müller selbst zum Heere mußte (1.Weltkrieg), „stand seine Frau Frieda allein dem gesammten Anwesen vor und wußte sich in alle behördlichen Maßnahmen, in alle Not an Arbeitskräften zu schicken“ .

1920 wird der Mühle der charakteristische Fachwerkvorbau mit Kontor hinzu gefügt.

1923 zur Zeit der Hyperinflation folgt der große Anbau im vorderen Gebäudeteil: „ein verwegenes Unternehmen täglich, stündlich stiegen die Preise“, so kosteten Beispielsweise 1000 Stck. Mauerziegel, für die man vor dem Weltkriege 18-22 Mark zu bezahlen hatte, 4 500 000 Mark . Die Kosten stiegen und stiegen unaufhaltsam weiter.
Was kostete nun der gesamte Bau? Man lese folgende Zahl: 98 729 400 483 249 Mark

1954 stirbt Max Sparmann und die Söhne Arndt und Gerhard übernehmen Mühle und Bäckerei.

1980 stellt Gerhard Sparmann altersbedingt die Bäckerei ein. Damit schließt in Grumbach die letzte von ehemals 4 Bäckereien.

1990 beendet Arndt Sparmann 70-jährig offiziell den Mühlenbetrieb.

Seit 2002 hat das Gebäude neue Besitzer gefunden, Christian Quandt und Eva-Maria Rieger, welche das Haus zum Wohn- und Atelierhaus umnutzen und dort ihrer Tätigkeit, dem Entwurf und der Fertigung von Möbel und Produkt sowie der Textilgestaltung nachgehen.
Seit 2006 gibt es zudem einen kleinen Hofladen für Schafwollprodukte und Naturwaren, betrieben von Eva-Maria Rieger.

Die Grumbacher Mühle in der Umbauphase 2005

Die gesamte Mühltechnik ist noch erhalten.

Antriebstechnik im Mühlenkeller:

  • ursprünglich Wassermühle, Wasserrad ist noch vorhanden seit Anfang der 1960ger Jahre außer Betrieb genommen. Seitdem Mühlenbetrieb nur noch über Elektroantrieb. Vorher existierte bereits ein Sauggasdieselmotor als Zusatzantrieb. Die Wilde Sau (der Bach an dem die Mühle steht) hatte eigentlich schon immer zu wenig Wasser, daher war der Zusatzantrieb notwendig. Uns wurde berichtet, dass wenn dann mal durch Schmelzwasser oder starke Regenfälle viel Wasser zur Verfügung stand, rund um die Uhr gemahlen werden mußte.
  • In der Verlängerung der Querwelle befindet sich auf der anderen Seite der Außenwand das Wasserrad.
  • In der Verlängerung der Längswelle findet man in der heutigen Holzwerkstatt den Elektroantrieb.
  • Besonderheit an der Antriebstechnik bei Zahnradgetrieben hat immer jeweils ein Zahnrad Holzbezahnung. Dieses hat den Hintergrund das es im Haveriefalle (Stocken des Antriebes) eine Sollbruchstelle gibt, welche vom Müller selbst repariert werden kann. Wären beide Zahnräder aus Guß müßten die defekten Teile aufwendig neu gefertigt werden.
  • In der Mühle werden alle Maschienen über die zentrale Antriebswelle betrieben. Dieses erfolgt nach Bedarf per Transmission über Ledertreibriemen und Antriebsräder.

Mühlenaufzug:

  • diente über alle Mühlenetagen zum Transport von Mahlgut und Mehl
  • war eigentlich nicht zum Personentransport zugelassen aber uns wurde berichtet, dass wenn man an der Klingel zog, der Müller engelsgleich herunter geschwebt kam, und ausgewählte Personen durften wohl auch mal mitfahren.

Erdgeschoss-Hochetage:

-es gibt zwei Mahlgänge, der rechte ist ein Schrotgang zum groben Mahlen und der linke zum feinen Mahlen.

-der Schrotgang hat eine direkte Absackung für das Mahlgut

-das Mahlgut des linken Mahlgang wird mit einem Elevator (kleiner Fahrstuhl für Mehl und auch Getreide) bis unters Dach transportiert und dort noch im Plansichter gesiebt.

-in den Mahlgängen liegen die Mühlsteine übereinander. In den Mühlsteinen müssen regelmäßig die Rillen nachgeschlagen werden. Dazu wird der obere Stein mit Hilfe eines Krans, welcher zwischen den beiden Mahlgängen steht, herrausgehoben. Die Arbeit des Nachschlagens mußte angeblich immer von den Lehrlingen verrichtet werden und war wohl auch anstrengend.

-Neben den Mahlgängen befindet sich der Doppelwalzenstuhl. Hier wird nach einem anderen Prinzip das Korn zw. Metallwalzen zermahlen.

-Frühstücksplatz letzter angestellter Müller

Mittlere Etage:

-In dieser Etage befinden sich über den Mahlgängen die Einfülltrichter bzw. Vorratsbehälter für Einfülltrichter, sowie die Abfüllstutzen für das fertige Mahlgut. Das heißt, hier beginnt und endet der Kreislauf des Korns durch die Mühle. (Das Korn wurde mittels Getreideelevator und Förderschnecken in die mittlere Etage befördert.)

-Hier läßt sich gut das Prinzip des Elevators sehen und erklären.

-Auch die Klingel zum Müller sieht man hier.

-Mit dem hier sichtbaren Prinzip der schrägen „Balken“ wurde das gelagerte Korn in Bewegung gehalten. Da das frische Korn vom Feld noch Feuchtigkeit in sich hat, würde es wenn man es ruhend lagert im inneren zu gären beginnen, Hitze entwickeln und sich selbst entzünden. Daher wurde es in Bewegung gehalten indem man es in diesen Schächten hinab rieseln ließ und dann mit Elevatoren nach oben beförderte.

-Dezimalwaage

– Sackrutsche für die Mehlsäcke direkt aufs Gespann…

-Zur Erntezeit stauten die Gespanne sich mitunter über die Brücke zurück.

Unterm Dach:
-Im Plansichter wurde das Mahlgut welches per Elevator und Förderschnecke hierher befördet wurde in die verschieden grob-bzw.feinkörnigen Abstöße ausgesiebt. (z.B. Kleie, Gries, Mehl) Der Plansichter ist eine schwingend gelagerte Kiste, gefüllt mit Sieben verschiedener Feinheiten. Über den Transmissionsantrieb wird die Kiste zum Schwingen gebracht und rüttelt mit………………Umdrehungen pro Minute. Die verschiedenen Abstöße wurden unter dem Plansichter in der mittleren Etage abgesackt und dann entweder weiter verarbeitet oder ausgeliefert.

-Mehlstaubabsaugung: der Mehlstaub wurde aus Schächten und Anlagen abgesaugt.

Verschiedes:

-Die Lehrlingskammer befand sich auf dem Dachboden und konnte nicht beheizt werden. Wenn es im Winter sehr kalt war suchte sich der Lehrling in der Backstube auf dem Brotbackofen ein warmes Plätzchen.

-Dem letzten Müller ist zu verdanken das alles noch an seinem Platz ist. Heute kommen manchmal ehemalige Lehrlinge oder Gesellen welche sich erinnern: hier war doch mal das und das und da ist es auch noch…

Quelle: Auzug aus Mühlenchronik vorgelegt von Nobert Demarczyk, Grumbach